Kreis Neidenburg in Ostpreußen

Der ostpreußische Kreis Neidenburg war der am weitesten nach Süden reichende Landkreis der Provinz. Im Westen grenzte er an den Kreis Osterode, im Norden an den Kreis Allenstein-Land, im Osten an den Kreis Ortelsburg, im Süden an Polen.

Bei der Schaffung der Landkreise in Ost- und Westpreußen im Jahre 1818 wurde dieser Kreis aus den beiden Städten Neidenburg und Soldau sowie aus 159 Landgemeinden, darunter 55 selbständigen Gutsbezirken, gebildet. Er gehörte zunächst zum Regierungsbezirk Königsberg, ab 1905 zum neu gebildeten Regierungsbezirk Allenstein.

Der Kreis hatte 1818 22.166 Bewohner und eine Fläche von 1.638 km². Die Bevölkerung stieg auf 40.116 Bewohner im Jahre 1867, 54.117 im Jahre 1905 und 64.560 im Jahre 1940. Davon lebten in der Kreisstadt Neidenburg 9.201 und in Soldau 5.349 Personen. Von der Kreisbevölkerung waren 1933 90,9 % evangelisch, 8,6 % römisch-katholisch und 0,3 % jüdischen Glaubens. Der Kirchenkreis Neidenburg umfasste 1944 14 Pfarrstellen, der 1910 gebildete Kirchenkreis Soldau 8 Pfarrstellen.

1944 gab es im Kreisgebiet 812 gewerbliche Betriebe, davon 18 Groß-, 106 Mittel-, 246 Klein- und 442 Kleinstbetriebe. Von 1.792 landwirtschaftlichen Betrieben waren 23 Groß-, 42 Mittel-, 14 Klein- und 1.713 Kleinstbetriebe (unter 10 ha). Auf den meist sandigen Böden wurden hauptsächlich Roggen und Kartoffeln angebaut. Rindvieh und Mastschweine, dazu Butter und Schafwolle wurden bis nach Berlin und ins Ruhrgebiet gehandelt. Das Steueraufkommen betrug 1943 3.560.000 Reichsmark. Von dem Kreisgebiet waren 55,7 % landwirtschaftlich genutzte Flächen, 32,4 % Forsten und Holzungen, 3,5 % Gewässer, 4,9 % Moor, Öd- und Unland und 3,5 % bebaute Flächen, Wege und öffentliche Anlagen. Der Osten des Kreises gehört zur masurischen Seenplatte. 4 Forstämter und 30 Förstereien verwalteten die Forsten.